Erstmals Führer zur Industriekultur im Köllertal
Erstmals Führer zur Industriekultur im Köllertal
Erfolgreiche Spurensuche industrieller Relikte
Der Verein für Industriekultur und Geschichte in Heusweiler hat gemeinsam mit dem Kulturforum Köllertal einen Führer zu den Industriedenkmälern in der Region herausgegeben. Die handliche Broschüre stellt erstmals die noch sichtbaren Spuren der industriellen Vergangenheit in den drei Köllertalgemeinden vor.
„Die Industrie hat im 19. und 20. Jahrhundert das Leben der Menschen im Köllertal stark verändert", sagte Karl Heinz Janson, Vorsitzender des Vereins für Industriekultur und Geschichte bei der Präsentation in der Stückguthalle des Püttlinger Bahnhofs. Vor allem der Steinkohlenbergbau sei Motor der Entwicklung in der Region gewesen. Mit dem neuen Führer wolle man die noch erhaltenen Zeugnisse dokumentieren und bewahren.
Eine Karte zeigt auch versteckte Relikte
„Vor zwei Jahren haben wir das Projekt einer industriellen Spurensuche im Köllertal begonnen", sagte der Vorsitzende des Kulturforums Köllertal Clemens Sebastian. Beteiligt waren der Verein für Industriekultur und Geschichte in Heusweiler, die Industriefotografin Doris Schmidt und das Kulturforum Köllertal.
„Es war zunächst ein Projekt der sorgfältigen Recherche nach den Relikten der industriellen Vergangenheit im Köllertal", erläuterte Sebastian. Manche seien bekannt und gut sichtbar. Andere seien versteckt und schwer zugänglich.
„Karl Heinz Janson und der Verein für Industriekultur und Geschichte sind exzellente Kenner der industriellen Entwicklung des Köllertals. Diese Kenntnisse waren unverzichtbar für die Spurensuche", betonte Sebastian. Ebenso prägend sei die industriefotografische Erfahrung und künstlerische Sichtweise von Doris Schmidt.
Als erstes Ergebnis wurde im November 2015 die Ausstellung von Doris Schmidt zu den industriellen Spuren der Region eröffnet. Ihre Fotografien sind noch bis zum 3. März im Bahnhof Püttlingen zu sehen. „Gerne haben wir auch die Idee eines neuen Führers zur Industriekultur unterstützt", erläuterte Sebastian.
Mit über 60 Abbildungen und Textbeschreibungen stellt der neue Band Industrieobjekte aus Heusweiler, Püttlingen und Riegelsberg vor. Erstellt wurde er in akribischer Arbeit von Karl Heinz Janson. Die Fotografien stammen von Doris Schmidt und von ihm. Eine Übersichtskarte erleichtert es, die teils versteckt liegenden Relikte der Industriekultur zu entdecken.
Historische Schachtanlagen, Schlafhäuser und Bahnhöfe
Gewürdigt werden etwa die historischen Schachtanlagen Viktoria II in Püttlingen und die Grube in Heusweiler-Dilsburg. Im ehemaligen Riegelsberger Ortsteil Von der Heydt, der heute zu Saarbrücken gehört, wird Industriekultur in Reinform vorgestellt. Von der Direktorenvilla bis zu den ehemaligen Schlafhäusern und dem Grubencasino sind hier noch viele Bergbaugebäude gut erhalten.
Mit der Industrialisierung ging auch der Ausbau der regionalen Infrastruktur einher. Als Beispiele werden hier die Bahnhöfe Von der Heydt und Püttlingen sowie das Viadukt in Eiweiler aufgeführt. Der denkmalgerecht restaurierte Püttlinger Bahnhof wird seit 1993 als offenes Kulturzentrum im Köllertal genutzt.
Das Köllertal wurde aber auch stark von der Landwirtschaft geprägt. Ein eigenes Kapitel des neuen Führers beschäftigt sich daher mit den ehemals 20 Mühlen im Tal. Ein weiterer Abschnitt widmet sich den gewerblichen Betrieben in der Region. So werden die ehemalige Tabaksfabrik in Heusweiler und die noch erhaltene Braustube mit Remise der Brauerei Gross in Riegelsberg vorgestellt. In Püttlingen wird das ehemalige Grubengebäude als Unternehmerzentrum (UZP) genutzt.
Bedeutsam für Tourismus und Denkmalpflege
Der Püttlinger Bürgermeister Martin Speicher und Peter Michael Lupp vom Regionalverband Saarbrücken wiesen darauf hin, dass der vorliegende Führer dazu beitrage, die industriegeschichtlichen Zeugnisse in der Öffentlichkeit zu sichern und zu erhalten. Dies diene dem Denkmalschutz, der modernen Kulturlandschaftspflege und dem Tourismus in der Region.
Die Erstellung des Führers wurde unterstützt vom Regionalverband Saarbrücken sowie der Arbeit und Kultur Saarland GmbH. „Industriekultur im Köllertal" erscheint als Band 32 in der Reihe „Beiträge zur Regionalgeschichte" des Vereins für Industriekultur und Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Köllertal.
Die neue Broschüre ist in den Bürgerbüros der Köllertalgemeinden, im Kulturbüro des Bahnhofs Püttlingen sowie hier als Download erhältlich.