• Bahnhof Püttlingen
    Zentrum für Kultur, Kunst, Bildung und Tourismus.
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Kulturbahnhof Püttlingen wird auch zum Klimabahnhof

Kunst und Konzerte in denkmalgeschütztem Areal


Bahnhof Püttnigen – Ein Paradebeispiel bürgerlichen Engagements

von Silvia Buss

Der Bahnhof Püttlingen ist Besuchermagnet für Musikliebhaber und Ausflügler. Dabei war der Bahnhof vor Jahrzehnten noch vollkommen heruntergekommen. Kulturinteressierte Bürger gründeten dann einen Verein und nahmen sich des Gebäudes auf vielfältige Weise an.

Wenn man als Radlerin oder Spaziergänger auf dem Köllertalweg zum ersten Mal am einstigen Bahnhof Püttlingen Halt macht und es Sommer ist, denkt man sich womöglich nur: „Ach, was für ein netter Biergarten, wie originell gemacht, mit der alten Bahnstation und den Güterwagen als Kulisse!" Wenn es dann noch ein Freitagabend ist und auf dem Bahnsteig eine flotte Cover-Band spielt, der Hunderte von Leuten an Biertischen bei kalten Getränken und guter Laune zuhören, dann fragt man sich, ob nicht noch mehr dahinter steckt. Konzerte findet man auch anderswo, warum aber zieht gerade dieser Ort solche Massen an? Sollte man dann auf Clemens Sebastian treffen, weiß man bald viel mehr, was die spezielle Aura dieses „Kulturortes" erklärt. Der Vorsitzende des Kulturforums Köllertal kennt die Geschichte des alten Bahnhofs, den die alten Preußen schon vor 112 Jahren hier errichten ließen. Nachdem die Eisenbahnstrecke für Personen- und Frachtgut-Beförderung 1985 stillgelegt wurde, verfiel jedoch auch der Bahnhof schnell. 

Der Bahnhof war sehr heruntergekommen

„Er war sehr heruntergekommen, die Fenster eingeschlagen und mit Spanplatten verrammelt, das ganze Umfeld war ein Bild des Niedergangs", beschreibt Sebastian den Zustand im Jahr 1988. Damals tat sich eine Gruppe von „kulturinteressierten Bürgern" zu einem Verein unter dem Namen „Kulturforum Köllertal" zusammen, um den Ort zu retten. Ihr Ziel war es, „den Püttlinger Bahnhof als wichtiges Zeugnis der Industriekultur zu erhalten und in ein offenes Kulturzentrum zu verwandeln". Wie der Verein beides hinbekommen hat, zum einen das alte Gebäude-Ensemble denkmalgerecht zu renovieren und die dafür nötigen Gelder zu akquirieren sowie zum anderen das Haus nachhaltig zu nutzen und kulturell zu beleben – das ist organisatorisch-strategisch eine Meisterleistung. 

2015, als die in Etappen erfolgte Renovierung endlich abgeschlossen war, nahm sich der inzwischen 100 Mitglieder zählende Verein die nächste große Aufgabe vor: Durch eine energetische Sanierung ist man seitdem dabei, den Kulturbahnhof zu einem klimaneutralen Industriedenkmal weiterzuentwickeln, dem ersten im Saarland überhaupt. Kultur findet hier auf mehreren Ebenen statt. Im ersten Stock, wo früher der Bahnhofsvorsteher wohnte, befinden sich heute die Geschäftsstelle des Vereins und mehrere moderne helle Seminarräume, in denen die Volkshochschule Püttlingen Sprach- und Kreativ-Kurse oder auch Autorenlesungen veranstaltet. Die Etage dient aber auch als Kunstgalerie. „Wir haben hier die größte Kunstsammlung des Köllertals", sagt Sebastian. Die stetig wachsende Sammlung umfasse über 100 Bilder, Malerei ebenso wie Druckgrafik, von über 80 verschiedenen anerkannten Künstlerinnen und Künstlern der Region. Für wechselnde Ausstellungen genutzt wird auch das Erdgeschoss. 

In der ehemaligen Warte- und Schalterhalle befindet sich heutzutage ein beliebtes, geschmackvoll eingerichtetes Bistro-Restaurant. Der große Besuchermagnet des Kulturbahnhofs aber ist der „Sommerfahrplan", die Reihe mit den Freiluftkonzerten in der warmen Jahreszeit auf den einstigen Bahnsteigen. Ergänzt wird er seit nunmehr 30 Jahren durch den „Winterfahrplan" von Mitte November bis Mitte Mai in der wunderschönen historischen Stückguthalle des Bahnhofs. Dort treten in der laufenden Saison noch beliebte Formationen wie „Die Schoenen" mit ihrem Chanson-Programm „Rien ne va plus", die Cuban Affairs mit Havanna Sounds und The New Screamers mit Pop- und Rockklassikern auf. Zugpferd Marcel Adam mit Band gibt wegen der riesigen Nachfrage am 3. März noch ein drittes Extra-Konzert.

(Silvia Buss lebt und arbeitet als freie Journalistin in Saarbrücken)